Wir müssen mal diskutieren. Hier im Forum sind immer mehr bemerkenswerte Argumente unterwegs. Oft sind das Trugschlüsse (absichtlich und unabsichtlich gemachte) oder ganz offene Lügen, die aber durch rhetorische Tricks so dargestellt werden, dass ein Eindruck entsteht, hier würde eine Wahrheit ausgesprochen oder über einen Konsensus gesprochen. Meinungen werden nicht als solche kommuniziert, was in einer offenen Gesellschaft nur fair wäre. Jemand der durch Rhetorik blendet, verhält sich meiner Meinung nach einfach unfair, und das sollten wir ansprechen und als negatives Verhalten anerkennen und verurteilen.

Ein Beispiel wird in diesem Video von Simon Clark gezeigt: Doomer verhalten sich so, dass der Eindruck entsteht "man könne eh nichts mehr machen". Das ist nicht der Fall! Wir können noch sehr viel unternehmen, insbesondere können wir in unserem eigenem Leben Dinge verändern (hier haben wir ganz klar die Entscheidungsgewalt) und können uns in gemeinsamen Aktivitäten (common action) dafür einsetzen, dass unsere (direkte) Gesellschaft sich verändert.

Im Prinzip werden durch moderne Propaganda-Strategien diese Mechanismen attackiert und diskreditiert. Doomerism oder Zynismus sind das Vehikel, dem sich viele heute bedienen. Das Dilemma liegt darin, dass die verzweifelte Lage eben leicht dazu verleitet, zynisch zu sein. Ein Mangel an Bildung was Rhetorik angeht sorgt dann dafür, dass man Dinge sagt, die sehr leicht als Lügen zu entlarven sind und auch als solche gewertet werden müssen (ob das vom Redner beabsichtigt ist, oder nicht).

Ein Beispie: Der Individuelle Fußabdruck wurde als perfides Spiel der großen Erdölkonzerne entlarvt, die Verantwortung auf die Individuen abzuwälzen. Der Fußabdruck ist damit aber beileibe nicht das Problem. Nein, das Problem ist, dass diese Konzerne das Narrativ übernommen haben und den Fußabdruck so geframet haben, dass der einzelne verantwortlich für die Misere ist. Das ist aber in keinster Weise ein Widerspruch dazu, dass die Konzerne diejenigen sind, die überhaupt erst die Möglichkeiten erschaffen haben, und davon profitieren, dass sie im großen Maße genutzt werden, und damit die Verantwortung gleichermaßen tragen müssen. Denn ein Fußabdruck kann ja genauso für Konzerne erstellt werden, nicht nur für den individuellen Menschen. Der Konzernfußabdruck hat aber die öffentliche Diskussion nicht so erreicht, wie der individuelle Fußabdruck, wir haben Konzerne nicht nach dem Maß verurteilt, in dem sie die Natur ausrauben um die von der Werbung geschaffene Gier zu befriedigen. Im zweiten Akt des perfiden Spiels, wird nun die Entlarvung des individuellen Fußabdrucks als weiteres perfides spiel dafür eingesetzt, die Menschen jetzt einzufangen, ihre individuelle Verantwortung wieder abzulegen, "weil ja die Politiker erstmal was machen sollen". Ich selbst habe diese Argumente gehört, nicht selten, und es gibt viele im öffentlichen Raum, die darüber berichten, u.a. eben Simon Clark.

Worauf ich aber die Aufmerksamkeit lenken will, sind Kampagnen die unsere aktuelle Verzweiflung bewusst ausnutzen, um uns inaktiv und demotiviert zu halten. Mit Emotionen aufgeladen ("man will dir dein Schnitzel wegnehmen"), werden die Zynischen mobilisiert sich dann fast schon militant für ihren Zynismus einzusetzen, ihn zu verteidigen. Wir können dem Kontern, indem wir den Zynismus benennen, die Akteure darauf hinweisen, dass sie den Diskurs dadurch lähmen und mit gutem Beispiel voran gehen, sachliche Diskussionen (ohne große Emotionalisierung) zu führen.